Die Kunst des Fragenstellens
Die Kunst des Fragestellens ist ein zentrales Element in der Welt des Coachings und der Workshops. Sie dient nicht nur der Informationsgewinnung, sondern auch der Förderung von Einsichten, der Vertiefung des Verständnisses und der Anregung zum kritischen Denken. Doch die Art und Weise, wie Fragen gestellt werden, kann erheblichen Einfluss darauf haben, wie sie aufgenommen werden und welche Wirkung sie entfalten. In diesem Blog-Post beleuchten wir, warum eine durchdachte Fragestellung entscheidend ist und wie man Raum nimmt, um echte Dialoge zu ermöglichen.
"Der Instinkt sucht nach Antworten, aber die Wahrheit ist, dass Fragen uns am meisten lehren."
Ryan Holiday
In Führungsseminaren und Coaching-Sessions wird oft die Macht gut gestellter Fragen betont. Was dabei jedoch gelegentlich übersehen wird, ist die Auswirkung solcher Fragen auf die befragte Person. Fragen, insbesondere ohne Kontext oder Einleitung, können schnell als einschüchternd empfunden werden.
Ein kritischer Aspekt, der oft übersehen wird, ist der Raum, den der Fragesteller einnimmt. Anstatt nur eine Abfolge von „Warum“ oder „Was dann“-Fragen zu präsentieren, die die gesamte Verantwortung auf die befragte Person legen, kann das Einbetten von Fragen in einen Kontext und das Teilen der eigenen Perspektive dem Gegenüber Inspiration und neue Denkanstöße bieten. Dies schafft die Basis für echte Gespräche.
Die andere Seite der ‚Warum‘-Fragen
„Warum“-Fragen zielen darauf ab, Kernprobleme zu erforschen, indem sie auf die Essenz eines Problems oder einer Situation abzielen. Allerdings lassen sie wenig Raum für Abweichungen, die neue Pfade und Perspektiven eröffnen könnten. ‚Warum‘ kann eine überraschend ineffektive Frage zur Selbstwahrnehmung sein. Indem wir „Warum“-Fragen in „Wie kommt es, dass“- oder „Was wäre, wenn“-Fragen umwandeln, laden wir unsere Gesprächspartner auf eine Entdeckungsreise ein und nehmen den Druck von ihren Antworten.
Die Kunst, Raum zu nehmen
Das Konzept, Raum zu nehmen, bedeutet, Fragen nicht isoliert zu stellen, sondern sie in einen Kontext einzubetten und eventuell die eigene Sichtweise oder Erfahrungen zu teilen. Dies vermindert Unsicherheit und die Angst vor Urteilen und ermöglicht es der befragten Person, auf einer fundierteren Basis zu antworten. Zum Beispiel könnte die Frage „Warum haben Sie Ihren Job gekündigt?“ umformuliert werden zu: „Ich habe kürzlich einen Artikel über berufliche Veränderungen gelesen und über die Vorteile einer zweiten Karriere erfahren. Das hat mich neugierig gemacht: Warum haben Sie Ihren Job gekündigt?“ So wird die Frage nicht nur persönlicher und spezifischer, sondern auch weniger bedrohlich.
Anwendung in Coachings & Workshops
In Coaching-Sessions und Workshops ist es entscheidend, dass Fragen so gestellt werden, dass sie echte Reflexion und Dialog fördern, anstatt nur oberflächliche Antworten zu erhalten. Die Kunst des Fragestellens – und insbesondere die Fähigkeit, durch das Teilen von Kontext und eigenen Gedanken Raum zu nehmen – ermutigt die Teilnehmenden, tiefer zu graben und mehr von sich selbst preiszugeben. Facilitatoren und Coaches sollten darauf achten, Fragen zu stellen, die:
Kontext bieten und den Gesprächspartner einladen, eigene Gedanken und Erfahrungen zu teilen.
Einen explorativen Charakter haben und zu neuen Einsichten und Perspektiven führen können.
Den Druck von der befragten Person nehmen, indem sie zeigen, dass auch der Fragesteller bereit ist, sich einzubringen und zu teilen.
Indem wir als Facilitatoren und Coaches die Kunst des Fragestellens meistern und lernen, effektiv Raum zu nehmen, können wir eine Umgebung schaffen, in der offene und bedeutungsvolle Dialoge entstehen. Dies ermöglicht es den Teilnehmenden, sich voll einzubringen, fördert das gegenseitige Verständnis und unterstützt das gemeinsame Wachstum und Lernen.